Wenn Pferde sterben...

Diese Webseite hat auffallend viele Besucher, und Sibylle Wiemer bekommt viele E-Mails mit Gedanken und Fragen zum Thema Tod des geliebten Pferdes.    

Aus den Erfahrungen möchte ich folgendes im Vorwege anmerken:                               

Bitte lesen Sie diese Seite nicht im Büro, besonders nicht im Großraumbüro.

Pferde sterben – das ist unausweichlich.

Wir Besitzer, Reiter fürchten uns davor.

Wir fürchten um die enorme Verantwortung, den Tag, den Zeitpunkt entscheiden zu müssen.

Wir fürchten das Sterben unseres Tieres, wir fürchten uns vor unserer eigener Trauer.

Oder — wir trauern und Wunden reißen wieder auf, wir vermissen ein besonderes Pferd, wir vermissen unser Glück im Beisammensein, das Loslassen fällt uns schwer.   

Karin Müller hat 2009 ein Buch zu diesem Thema veröffentlichet:      

„Wenn Pferde von uns gehen“, Kosmos, Frühjahr 2009
Ein Ratgeber zur Vorbereitung auf den Tag X.
     

Der Inhalt ist für Pferdebesitzer lesenswert:

Wissenswertes und Erfahrungsberichte rund um Euthanasie,

Schlachtung, unser Umgang mit dem Thema Tod in der Gesellschaft,

Alternativen, energetische Sichtweise, Schulmedizin, Hilfen und Trost in der Trauer, Tierkommunikation und wie die Pferde das ganze sehen…    

Karin bat mich von meinen persönlichen Erfahrungen zu berichten, hier sehen Sie  den ungekürzten Artikel, den ich ihr zur Verfügung gestellt habe.     

Ich danke Karin für den Mut, dieses für uns brisante Thema zu bearbeiten und wünsche uns allen, dass Der Tod unserer Haustiere etwas Schrecken verliert.   

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Ich muss ein Pferd einschläfern.

Sibylle, was ist dabei für Dich das Schlimmste?

Das Fällen dieser endgültigen Entscheidung fällt mir schwer. Jedes Mal überlege ich, ob ich dieser Bestimmung ausweichen kann. Ich muss entscheiden, ob ein Wesen weiter leben muss, soll oder darf. Diese Verantwortung ist immens. Die Verantwortung, die Macht, die damit zusammen hängt, macht mir Angst.

Was wird, wenn ich die Entscheidung übereile oder zu lange hinaus zögere?

Wie entgehe ich Selbstvorwürfen oder Selbstmitleid?

Deine Pferde sind Schulpferde – wie fällst Du diese Entscheidung?

Zum Glück muss ich diesen Weg nicht alleine gehen.

Enge Freunde und Pferdefachleute und unsere Tierärztin, Dr. Sabine Wilkens, besprechen diesen Schritt ganz genau. Wir wägen ab.

Aber um das zu verstehen, muss ich viel weiter ausholen.

1990 begann alles mit einer Fernsehsendung: Schlachten oder Einschläfern!

Freunde und ich diskutierten und weinten eine ganze Nacht.                                     

Und wir begannen mit der Planung dieses unausweichlichen Ereignisses:
Damals, in einem Moment, in dem es NICHT aktuell war, planten wir den Tod eines Pferdes.

Es ist eigenartig: In dieser Nacht entschied ich mich, mein Pferd schlachten zu lassen, während meine Freundin ihre Stute einschläfern wollte.

                Und diese Wahl wurde uns nicht leicht gemacht.                       

Damals gab es das Reitzentrum Wümmetal in Fintel mit seinem engen, hervorragenden Netzwerk wichtiger Fachleute noch nicht.

Eine Stute aus dem Kinderheim, in dem wir arbeiteten, war alt und hochgradig lahm.               

Ich hatte zu der Stute eine nicht so innige Beziehung, so entschied ich mich, sie zum Schlachter zu begleiten. Ich wollte die Sterbebegleitung „üben“, für die Zeit, in der ich meine eigene Stute gehen lassen müsse.

Es ist bei uns sehr ländlich. Der Schlachter ist ein freundlicher älterer Herr gewesen, der, wie ich telefonisch „angeordnet“ hatte, seine Schlachtehalle gesäubert hatte und auf uns wartete.

Ich hatte ihm erklärt, dass ich zudem, wenn Hella sich fürchtet, sie direkt vor der Halle töten lassen möchte. Er willigte ein, bewunderte mich für meine Tapferkeit und kam mir mit der Erfüllung meiner Wünsche entgegen.           

Es ging alles sehr schnell und trotzdem: ich bekomme diese Bilder nicht aus meinem Kopf. Die Erinnerung wird wieder lebendig:
Hella steht direkt vor der Halle, sie schaut sich zögerlich um, der Herr kommt mit dem Bolzenschussgerät und erklärt mir, ich bräuchte keine Angst zu haben, sie würde den Schuss nicht mehr hören, weil der Tod durch den Schuss unmittelbar einsetzt. 

Ich war nicht genug vorbereitet. Das Zusammenbrechen der Stute auf dem gepflasterten Hof hörte sich unangenehm an und diese Reflexe, die noch durch den Körper gehen,  und das Zucken des sterbenden Körpers, fand ich sehr schrecklich. 

Ich war noch jung, gerade 30 Jahre alt. Ich hatte das Sterben und den Tod noch nie gesehen.                                

Der Schlachter muss mein entsetztes Gesicht gesehen haben, er sagte immer wieder:“ Mädchen, schau in ihre Augen, sie ist längst tot.“

Das tat ich, aber das geöffnete Maul, die toten Augen und der immer noch zuckende Körper waren ein schreckliches Bild, von dem ich mich nicht abwenden konnte. Ich war erstarrt.                         

Der Schlachter bat mich zu gehen, befestigte die Ketten an den Beinen und zog den Körper „an die Haken“. Er ließ sie ausbluten. Das Geräusch des Blutstroms war das letzte, was ich hörte, bevor ich wieder im Auto saß.                  

Zum Glück hatte ich Jahre Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Meine Freundin musste ihre alte Stute einschläfern lassen, auch ihre Erlebnisse waren belastend.

Bei der Stute wirkte das Narkotikum nicht unmittelbat, sie wehrte sich gegen die Spritzen, musste nachgespritzt werden. Es dauerte gefühlt ewig, für den Menschen irgendwie viel zu lange.                                    

So litten wir beide an den Erinnerungen unserer ersten Sterbebegleitung und wir waren beide damals am Ende unseres Wissens.

Und wie hat sich Euer Umgang mit dem Tod der Pferde weiter entwickelt?

Jahre waren vergangen. Das Reitzentrum bekam zum Zwecke des Therapeutischen Reitens viele alte, fürs sportliche Reiten unbrauchbare Pferde geschenkt.

Unser Team, unser Verein, Wir wurden als Pferdeentsorgung missbraucht. Menschen schenkten uns Pferde unter dem Deckmantel, ich tu was Gutes, weil mein Pferd brav ist und noch Schritt gehen kann. In unserer Realität drückten sich diese Besitzer vor dem letzten Gang. Aber in jeder Situation gibt es etwas zu lernen.

1996 mussten wir sieben Pferde töten lassen und es war das Jahr, in dem wir unseren Weg fanden. Wir fanden den Zugang zu dem Tod der PFerde.

Kann man sich auf diesen drastischen Schritt vorbereiten?

Ja, da bin ich mir mittlerweile sicher.

Selbst Hellas Tod, den ich für mich so unangenehm erlebt hatte, war lehrreich für uns. Als Pädagoginnen in einem Kinderheim waren wir gezwungen, offen mit dem Erlebten umzugehen. Wir erklärten den Kindern, dass es unsere Verantwortung ist, Hella von ihrem Leid zu erlösen. Und, dass wir Menschen länger leben als ein Pferd, dass es unsere Pflicht ist, dieses Ende mit zu gestalten und mit zu erleben. 

Hella starb an einem sonnigen Herbsttag, ein geistig behinderter Junge stand an dem Abend vor der Tür und starrte den Himmel an. Ich fragte ihn, was er suche.
Er antwortete mir, er habe sich das genau überlegt, Pferdehänger können doch nur auf Wolken fahren, und nun sind doch keine Wolken da, wie kommt Hella denn in den Pferdehimmel?

 Ich weinte vor Rührung und ich weinte mit ihm. Und ich nutzte die Zeit meiner Tränen, um eine Erklärung zu finden, die nicht kitschig und nicht albern ist. Ich fand keine.

Ich setzte mich und sagte, in meinem Glauben brauchen Pferde auf dem Weg zum Himmel keinen Pferdeanhänger und so auch keine Wolken. Mich würde der klare Himmel sehr beruhigen, weil so der Weg nach oben ganz frei wäre.

Wir erzählten uns noch einige Geschichten, in denen wir Hella in guter, lebendiger Erinnerung hatten … und unser Leben ging weiter.

Und was geschah 1996?

Wir ließen zum letzten Mal ein Pferd schlachten und wir verloren eine Stute bei der Geburt ihres Fohlens. Besonders das letzte war ein Erlebnis, dass wir keinem Menschen wünschen, erleben zu müssen, aber auch in diesem unsäglichen Leid  haben wir viel gelernt.

Lange bevor wir  Karin Müller und jedwede Ideen von Tierkommunikation kennen gelernt haben, konnten wir beobachten, wie die sterbende Stute ihr neugeborenes Fohlen hoch bringt, an die Wand lehnt und ihm die Zitzen in das Maul schiebt.

Sie wusste sie stirbt, sie hatte nicht mehr viel Zeit und ihre letzten Gedanken galten ihrem Sohn, der die Biestmilch brauchte. Sie hatte keine Zeit, Angst vor dem Sterben zu haben. Sie sicherte das Leben ihres Fohlens ab, was ihr auch gelang.

Danach wir organisierten ein Einschläfer-Ritual.

Wir klärten alle Vorgänge im Vorwege ab, mit allen Handlungen, die dazu gehören.

Alle Adressen, Namen und Telefonnummern müssen „bereit“ liegen.

Wer ruft unsere Tierärztin an?

Wer ruft den Abdecker an?

Wer muss vorher informiert werden –

         unsere Pferde leben ja in einem Schulbetrieb mit Therapeutischem Reiten, da gibt es Schüler mit innigen Bindungen. 

Diejenige von uns, die emotional nicht so betroffen ist, macht alle Telefonate:

Unsere Tierärztin und der Hausherr, unser Landwirt, sind in den gesamten Prozess involviert.
Zeitabsprachen sind wichtig, damit unschöne Erlebnisse mit dem Fahrer des Abdecker-LKW vermieden werden können. 

Der Bauer muss Bescheid wissen, damit er den Körper nach dem Abschied aus dem „Reitbetrieb“ schaffen kann. 

Der Abdecker muss umgehend kommen, damit das tote Tier nicht so lange auf unserem Hof liegt, denn bei uns reiten ca. 100 Kinder pro Woche, die im Durchschnitt 7 Jahre alt sind. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Nicht die Kinder sind das Problem.

Manche Eltern fühlen sich gezwungen, dieses unangenehme Thema zu erklären und „rebellieren“. Der Tod ist in unserer heutigen Gesellschaft ein Tabuthema. Gleichzeitig gibt es kaum noch Fernsehsendungen ohne sterbende Menschen, die übrigens nie die biologisch üblichen Restreflexe zeigen. Was für Widersprüche.

Die Reiter, die das Pferd besonders mochten, müssen die Möglichkeit bekommen, Abschied zu nehmen oder aber auch, sich zu entscheiden, „ihn so in Erinnerung zu behalten, wie er war.“

Beide Entscheidungen werden akzeptiert.

 Es gibt kein Überreden, keine Diskussionen.

Bei diesem sensiblen Thema findet jede Person seinen eigenen Weg, jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. 

Die Eltern aller Reitkinder müssen informiert werden, da der Schulhof am nächsten Morgen keine gute Nachrichtenstelle mit derartigen Neuigkeiten für Kinder ist.

Wer bleibt bei dem Pferd, wenn es soweit ist?

Mittlerweile lassen wir alle, die es möchten, dabei bleiben.
Meine Aufgabe ist es im Vorwege zu erklären, wie das Einschläfern abläuft. Jede Person sollte darauf vorbereitet sein – mit allen Eventualitäten.

Was erklärst Du den Betroffenen dann?

Wir schläfern die Pferde, wenn möglich, auf dem Rasen vor der Ponyweide oder unter der Eiche, unserem Halfterbaum, hinter der Reithalle ein. 

Dann sind unsere Ponies dabei, können selbst Abschied nehmen, oder – in den meisten Fällen – ihre Leben weiter leben und uns Ruhe geben. Außerdem ist der Rasen weicher als gepflasterter Boden, was mir sehr wichtig ist.  Der Weg hinter der Halle ist weicher Heidesand, da fällt es sich sanft… (und der Bauer kann hinterher gut für den Abtransport dahin fahren)

Jeder Anwesende bekommt Zeit, sich bei dem Pferd zu bedanken – für die Zeit, die wir gemeinsam gehen durften – für die Arbeit, das Pferd bei uns geleistet hat – Für die Freude, die das Pferd uns geschenkt hat. Das ist für mich der schönste Moment dieses traurigen Vorgehens, DANKE zu sagen für die Beziehung, die Gemeinsamkeit und die Freude. Ich spreche es immer laut aus, ich sehe die Augen des Pferdes und bekomme ein Gefühl von Abschluss.

Ich bin zutiefst überzeugt, dass es ein sehr tränenreicher Moment ist, aber das laut ausgesprochene Danke an unsere Pferde bleibt allen in guter Erinnerung.

 Das Wichtigste wird damit noch einmal gesagt.

Wenn das eigentliche Einschläfern beginnt, muss jemand mit Körperkraft das Pferd fest halten, bei manchen Pferden ist der letzte Impuls auf die beginnende Wirkung der Medikamente ein Zurückweichen – das Pferd bleibt ein Fluchttier – und ich möchte nicht, dass das Pferd sich in diesem Moment noch überschlägt.

Da muss ein kräftiger Mensch dem sterbenden Pferd Halt geben.

Das Zurückweichen ist selten, kann aber tatsächlich dann passieren, was für die folgenden Spritzen schlecht wäre. Westpoint war bei uns der Einzige, dem das passiert wäre, aber er konnte gehalten werden und zur Seite kippen. Da er in dem Moment des Fallens aber schon stirbt, kann man ihn am Überschlagen hindern, indem man ihn leicht zur Seite zieht. Das würde bei einem lebendigen Pferd nicht gehen, aber in diesem Moment geht es.

Alle Beteiligten müssen also auf diese Möglichkeit vorbereitet sein. Schon aus Gründen der Unfallgefahr. Während dieser Momente gibt die Tierärztin eine Spritze nach der anderen, sie hat alles in ihren Händen vorbereitet, die Spritzen sind aufgezogen, die Nadel liegt schon in der Halsader. Das geht sehr schnell, sie macht ihren Job, während der Mann das Pferd stützt.

Alle anderen Pferde, und das sind im Laufe der Jahre schon ein gutes Dutzend, fallen zu Seite. 

Ich entferne als erstes das Halfter und ich lege immer meine Hand unter das untere Auge. Es ist offen, weil das Pferd schon „tot“ ist, aber solange ich nicht die endgültige Bestätigung von Sabine habe, schütze ich das Auge vor Sand und Gras. Niemand kann mir sagen, ob das wirklich notwendig ist, aber mir geht es gut damit, es ist mein letzter Dienst an meinem geliebten sterbenden Pferd.

Ich sitze gerne in diesen Momenten am Widerrist, eine Hand auf dem Herzen, das schon nicht mehr schlägt, die andere unter dem Auge. Wir weinen alle, aber in unserem Verein ist es ein besonderes Ereignis geworden – dieses Hinüberbegleiten unserer Schulpferde.

Nichts ist peinlich.

Einmal ist auch ein Mann mitten in diesem Prozess weggegangen, es ist ok, jeder bleibt so wie er kann.                     

Wenn wir fertig mit unserem Abschied nehmen sind und die Tierärztin den Herzstillstand und den Tod bestätigt, entfernen wir uns aus der Aura, wir lassen ihn gehen.

In unserer Erfahrung haben wir sonst das Gefühl die Seele zu halten und das wollen wir nicht. Bis zu diesem Moment sprechen wir das Pferd noch direkt an, wir sagen laut so etwas wie: „Wir danken Dir und lassen Dich gehen – alles ist gut.“ oder auch ein „das hast Du gut gemacht“ 

Jeder mit seinen Worten, manche Laut, manche Leise.

Danach sprechen wir nur noch über das Pferd, keine direkte Kommunikation mehr.

Auch das ist Loslassen, oder?

Dieses Gehen lassen – ist das für uns Menschen sichtbar?

In meiner Realität ja, ein sterbender Körper lässt irgendwann die restliche Luft aus den Lungen.

Da dieser normale biologische Prozess unterschiedlich lange dauert, hat uns eine amerikanische Indianerlegende sehr geholfen.

Sie beschreibt diesen Prozess als letzten Atemzug, den der Körper tut, wenn die Seele geht. Ein schönes Bild, die wir immer und immer wieder erzählen, weil sie uns hilft, das Tier gehen zu lassen.

Das hat nichts mit dem Herzschlag zu tun und ist auch nicht medizinisch ganz richtig, aber es hilft uns.

Besonders als wir meinen 5jährigen Hengst Rohdion einschläfern mussten, der noch nicht gehen wollte. Bei ihm dauerte es ganz lange, bis dieses Entweichen kam. Seitdem sind wir damit noch sensibler geworden.

Was empfindest Du in diesem Moment als schön?

Danach sind die liegenden Pferdekörper so klein. Selbst Herbert mit seinen 1,82 m lag in seinem Tod so klein, so zerbrechlich und so friedlich da.

Der Geist, die Seele, die Persönlichkeit ist aus dem Körper gegangen und die restliche Hülle wirkt klein und nicht mehr wichtig.

Das hilft mir sehr.

Nicht die Seele wird auf den LKW gepackt, sondern nur dieser Rest.

Ab diesem letzten Atemzug ist kein Erleben mehr in dem Körper.

Diese Vorstellung tut mir gut.

Jetzt ist es ein Loslassen, davor war es Begleiten,

nun ist es loslassen – gehen lassen, ziehen lassen.

Daher hilft mir auch Wind und Trockenheit. Für mich wäre Einschläfern bei Regen schwieriger.

Es mag anderen Menschen albern erscheinen, aber gibt es bei diesem sensiblen Thema alberne Sichtweisen?

 Ich glaube nicht, ich bin da wie der 9jährige Sascha vor vielen Jahren – er hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Bilder und Imaginationen im Kopf zu haben. Diese Legenden und Phantasien helfen mir bei meiner Trauer.

Was hat sich verändert, seit Ihr Karin Müller kennen gelernt habt?

Die Telepathie macht mir die Entscheidung nicht leichter. Manchmal verfluche ich sie, aber Pferde sind so komplexe Wesen, sie wirken so gebildet, wenn es um Weltanschauung und Spiritualität geht. dadurch machen es mir die Pferde in ihrer Akzeptanz des Unausweichlichen einfacher.

Ich zitiere mal einige unserer Pferde zum Thema Tod:

Leo, 1975-2007, Schul- und Therapiepferd seit 1990

Leo hatte einen schweren Heidekutschenunfall, wurde danach bei uns zum Therapiepferd per se. Als 1997 Contra starb, stand Leo lange am Zaun und hat zugesehen. Sibylle gab anderen Pferden die Gelegenheit, an dem toten Pferd Abschied zu nehmen. Sie hatte Leo „übersehen“.

Protokoll 2002:
„Ich sehe auch nicht mehr so gut wie früher, aber es reicht, um sicher zu arbeiten. Sibylle soll sich nicht so viele Gedanken machen. Ich kenne ihre Gefühle und ihre Sorgen. Das sterbende Pferd, ( das war Contra) der Abschied, das war damals. Es hat in der Tat geschmerzt, dass ich nicht hingehen konnte. Das ist eine verpasste Gelegenheit. Man kann die Zeit nicht zurückbringen. Es ist vorbei. Traurig, aber nicht ungeschehen zu machen. Trotzdem wird es ja ein Wiedersehen geben. Ich habe es nur nicht verstanden damals. Gut, dass sie es ausgesprochen hat. Ich begreife die Menschen manchmal nicht, wir vergessen anders, aber ich habe gefühlt, was in ihr ist. Es ist angekommen, schon gleich danach, wie Leid es ihr tat. Contra war wichtig für uns alle, ein großer Verlust. Ich werde auch einer sein. Jeder von uns, wenn er geht. Das ist so. Wir leben damit. Wir sterben damit. Und es geht weiter. Menschen hadern. Das ist ihr Problem. Mit dem Unausweichlichen. Wir wissen viel mehr um die Kräfte der Erde und sehen selbstverständlich, dass es weiter geht. Wir haben stetigen Kontakt. Mit wem, der will und kann. Ich möchte in Frieden älter werden. Noch ein bisschen. Das ist gut. Tötet mich nicht vor der Zeit. Ihr werdet es spüren. Loslassen aber ist gut. Auf beiden Seiten. Aber ich kann es auf jeden Fall. Wir alle können es, wenn die Zeit stimmt. Menschenproblem. Bitte die Möhren nicht vergessen. Und das Wasser nicht eiskalt. Doch, ein bisschen weiterarbeiten im Menschensinn, das möchte ich schon. Ich danke für das Gespräch und die Anteilnahme. „

Auch Leo hat danach noch 5 Jahren gelebt und jeden Sommer gesagt, er würde wahrscheinlich gehen, wenn die Blätter fallen. Er ging im Februar, gemeinsam mit seiner alten Freundin, er half uns sehr, dieses Doppelte Einschläfern durch zu führen.

Ferro, 1988-2008, Schulpferd seit 1993

Ferro hatte als Fohlen einen Unfall mit folgenden chronischen Becken- und Hüftproblemen. Sibylle „rettete“ ihn 1993 vor dem Verhungern.

Protokoll 2003: Ferro hatte wiederholt Probleme im Winter:

Ja. Sie überlegt schon so lange. Einerseits bin ich nicht der Typ, der anderen aus der Patsche helfen will, und wenn ihr die Verantwortung übernommen habt, dann sollt ihr sie auch tragen und mich allenfalls hinüber bringen, weil meine Knochen kaputt sind. Andererseits liebe ich Sibylle so sehr und bin ihr so dankbar, das ich für all die wunderbaren Jahre, in denen sie mich gehegt und gepflegt hat, hochgepäppelt und an mich geglaubt hat, gerne mein Leben für sie opfern würde, damit es ihr besser geht. Schließlich hatte ich viele schöne Jahre, die ich sicherlich nicht gehabt hätte, wäre sie nicht gekommen und hätte mich rausgeholt.
Daher bleibt die Entscheidung ihr allein überlassen. Ich werde ihr nichts nachtragen.
Sage Sibylle, dass ich ihr die Entscheidung nicht abnehmen werde. Dafür ist mein Leben zu schön geworden. Aber sage ihr auch, dass ich ihr, wenn es denn nicht anders geht, mein Leben gerne opfern würde. Der Grund ihres Herzens soll allerdings wirklich der sein, dass meine Knochen kaputt sind. Woanders möchte ich nicht hin, dort würde es mir schlechter gehen. Dann verlasse ich diese Welt lieber.
Manchmal lahme ich, aber es tut einfach nicht weh!
Ich möchte noch nicht wirklich gehen, ein wenig noch die Zeit genießen, den Frühling, wenn alles gut riecht und das Grün saftig wird, die Sonnenstrahlen im Sommer mit der frischen Weide. Fröhliche Menschen um mich herum, meine Kleinen…..Sibylle, hast Du noch so lange Zeit? „

Ja, ich hatte noch 5 Jahre Zeit und es kam, wie er es wollte.

Er verletzte sich im Januar und hörte auf sich zu bewegen. Er stand da, ließ uns organisieren. Er nahm Abschied von manch kleinen Kindern, die ihn noch mal mit Leckerchen erfreuten und machte sich danach nach vielen Stunden totaler Unbeweglichkeit auf seinen letzten Weg. Er humpelte zum Platz des Einschläferns.

Er hatte den Übergang so bekommen, wie es wollte. Er hatte gearbeitet, kleine Kinder erfreut und ist dann von heute auf morgen wegen seiner Knochen gegangen – kein Siechen, kein immer „schlechter gehen“.

Glaubst Du, dass es Pferde gibt, die gehen wollen?

Ja und nein, die Ausnahme war Karlchen.

Ich hatte diesen bildschönen 7jährigen Trakehner als unreitbar gekauft. Er stieg und warf den Kopf nach hinten, so dass er wiederholt mit namhaften Reitern und Ausbildern sich überschlagen hatte. Ein Ausnahmepferd, nur schön und von hervorragender Qualität.

Als wir Karin Müller kennen lernten, ahnten wir alle nicht, wie viel wir durch dieses Pferd noch lernen sollten.

Seine Protokolle waren wortkarg, fast von unfreundlichem Tonfall und immer wieder dieser Satz:
„Ich bin ein Baum. Manche Bäume fällt der Mensch.“ 

Wir interpretierten den Satz zunächst falsch, glaubten, er suche Schatten auf seiner Weide. Aber nein, es sollte ganz anders kommen.

„Andere Pferde haben es schwerer als ich, gehen ohne Sinn durchs Leben. Das hätte ich mir damals nie träumen lassen. Manche weinen ihr Leben lang und kein Mensch hört sie. Wir sind viele hier, die helfen und uns wird auch geholfen. Ich mag keine Menschen, die stinken – ob nach Parfum oder Schmutz ist mir gleich. Mag keine fremden Menschen, die mich einfach betatschen, obwohl sie sich nicht danach fühlen, unsicher sind.
Nicht Verstehen macht mich wütend. Nicht verstehen, was wir tun, wie wir arbeiten, was wir sind. Will geschätzt werden, bin ein wertvoller Helfer. Investiere Kraft.
Wut auch, wenn ich zu wenig Freiraum habe. Brauche Raum, mich auszutoben, die Spannung abzubauen, die ich wie negative Energie auf mich nehme. Muss diesen Ballast auch wieder loswerden können, nicht in mich aufsaugen wie ein Schwamm, dann explodiere ich.
Andere Pferde. Mit wem ich toben kann finde ich gut. Auch wer mich lehrt, finde ich gut. Stuten sind mir etwas fremd. Ich bin ein Baum und manche Bäume fällt der Mensch.“

Karlchen wurde bei uns wieder reitbar, wir gerieten ins Schärmen. Zwei Dinge wurden deutlich, es durfte niemand auch nur einmal mit der Zunge schnalzen, wenn ein Reiter auf ihm saß. Und wir durften ihn nicht zeigen oder vorführen.

Dann rastete er total aus, wenn er im Rampenlicht stand, mag es auch noch so klein sein.

Nachdem er beim Steigen seiner Reiterin das Knien blutig gebissen hat, hörten wir auf ihn zu reiten.

Er wurde Fahrpferd, sammelte neue Erfahrungen und es schien, er habe seine ruhe gefunden. Bis zu dem Zeitpunkt, in dem er „gut“ wurde und für seine Leistungen und seine Ausstrahlung bewundert wurde.

Er bremste – Der Kreis schloss sich für ihn, ein Fahrlehrer wollte noch eingreifen und schnalzte mehrfach mit der Zunge. Innerhalb von zwei Minuten zerschlug Karlchen seine Kutsche. Er gab auf.

Das folgende Protokoll war für uns und auch für Karin eine echte Belastung.

Ein seelisch behindertes Pferd, das sein Leben lang auf Leistung und Schönheit gedrillt war, und den Ansprüche der Menschen nicht genügen konnte.

Er begann zu kämpfen, bevor der Mensch ihm den Krieg aufgezwungen hatte.

Er war wie ein schwer bewaffneter Guerillo, jederzeit bereit, zu töten.

Email von Karin Müller:   Hallo Sibylle,

so… fiel mir sehr schwer, Und dann natürlich meine eigenen Gefühle und Gedanken,
so ein herrliches Pferd, was Menschen aus ihm gemacht haben. Einfach grausam und
ungerecht. Aber da hat er mich auch gleich wieder gerügt. Auch das sei ne Art
Aufgabe und mit Sinn verknüpft. Ich krieg das kaum in Worte gefasst…
es ist ein Abend füllendes Thema, aber so „nonverbal“ habe ich verstanden, was er meinte…

Auf dieser Ebene trägt er es mit Fassung – seine Seele quasi steht da vollends
drüber. Aber es zerfrisst ihn, was er euch damit eingebrockt hat.
Ich weiß nicht, du kennst bestimmt ganz ähnliche Fälle aus deiner
Kinderheim/pädagoginnen Erfahrung.
Dieser Selbsthass, blinde Zerstörungswut und nicht kontrollierbare Aggression, die nach Liebe schreit und doch nicht annehmen kann.

Er weiß jedenfalls, was passiert. Leider kann ich dir nicht eindeutig sagen, ob
das mit dem Schuss nun eine gute Idee ist oder nicht. Es wirkte so auf mich. Aber
das war mehr sein Ding mit dem Baum… Fallen, nicht wegdämmern. Aber ein
Schlachter (allein die Ausstrahlung) würde ihm, glaub ich, den letzten Schock
seines Lebens verpassen. Das würde ich ihm nicht antun. Und auch nicht
komplette OP-Narkose und nicht mehr aufwachen.

Ich glaube, er möchte die letzten Minuten haben, um ohne die Angst, euch etwas
antun zu können, noch einmal eure Liebe zu spüren (während ich das schreibe,
heul ich Rotz und Wasser- also muss da was dran sein). Wird sein Fahrer dabei sein?
Ich glaube, das braucht Karl. Und auf der Weide? Oder hast du dabei kein so
gutes Gefühl?

es tut mir leid, dass ich nicht mehr helfen konnte. Ich habe mein möglichstes getan.
Aber ich kann dir echt nicht sagen, wie er reagieren wird…
Das folgende Protokoll wird harter Tobak sein, fürchte ich. Ich bin auch völlig fertig.
Ich ruf dich nicht mehr an. Kann jetzt eh nicht mehr reden.
ganz liebe grüße und fühl dich fest gedrückt!                   Karin

P.S. Es ist für Karl in Ordnung. Er weiß, dass ihr alles getan habt. Denk dran
und lass dir das einen kleinen Trost sein. Es musste genauso kommen, so blöd das
klingt.

Ich zitiere bewusst Karin in ihrer letzten Mail zu Karlchen zuerst.

Wir ahnen, was nun kommt. Ja, es ist harter Tobak. Ein misshandeltes Pferd ohne Vorwürfe an die Menschen, die das getan haben, aber voller Wut gegen sich selbst und die, die ihn liebten. Er konnte diese Liebe nicht ertragen. 

Karlchen wurde nur 10 Jahre alt.

„Karl“ Mai 2002 – nach diesem Kutschunfall stellten wir uns die Frage, ob wir ihn einschläfern sollten, um uns und ihn vor ihm zu schützen.

„Aufgeblähter Bauch, Schmerz, der mich zerreißt. Von innen heraus. Aufgestaute Wut. Ich wollte nur weg. Weg von allem, die mich hier halten. Weg von dem Fahrer, der mich liebt. Muss zerstören, was mich hält und liebt, bin es nicht wert. Schmerz.
Wie Gummischnalzer. Das macht mich wahnsinnig. Das Geräusch. Ich will nicht gehen, aber weiß nicht wohin. Weiß, dass sie alles versucht haben. 

Es ist nicht Sibylles Schuld. Sie ist eine gute Frau. Es tut mir so Leid. Fühle mich schuldig. Sie können alle nichts dafür, es ist, was ich mitgebracht habe. Nerven. Ich bin kaputt, ich schaffe es nicht. Habe aufgegeben ja, sie weiß es doch. Ich kann nicht anders. Ich werde wieder alles kurz und klein schlagen. Ich kenne keinen anderen Weg als Selbstzerstörung. Bodenloser schwarzer Hass, der mich aufsaugt.
Bin gefangen in mir. Gebt mir einen neuen Körper. Ich quäle mich selbst zu Tode. Ich will hier weg, aus mir heraus, und kann doch nicht. Wo geht es hin. Es tut mir so Leid. Ich kann es nicht steuern. 

Ich möchte nicht allein gehen. Ich möchte so gern, dass sie bei mir sind. Aber ich habe es nicht verdient. Ich verstehe es, wenn sie nicht können. Ich komme hier nicht raus aus meiner Ecke. Zerrissen, gefangen in mir.
Ich wäre so gern ein anderes Pferd, eins wie sie. Vielleicht hasse ich sie darum so. weil sie anders sein können. Aber sie biedern sich an teilweise. Ekelhaft. Zollen mir keinen Respekt. Meinem Schicksal, die anderen Pferde. Ich möchte sterben wie ein Mann, nicht wegdämmern. Aber ich habe Angst. Ein Knall und vorbei klingt gut. Aber ich mag den Geruch nicht, den er an sich hat, der Mann, der ihn bringt. Ich weiß, was kommen wird, natürlich. 

Der Fahrer hat es längst gesagt und Sibylle ist ein offenes Buch. Es geht so nicht weiter. Ich weiß, dass ich in einer Sackgasse stehe. Alle zerreißen sich durch mich. Es ist meine Schuld. In unserem ersten Gespräch, so wäre ich gern geworden. Hätte so gern dazu gehört. Aber ich bin nur ein elender Außenseiter. Sie trauen mir nicht und ich kann es verstehen, ich traue mir selbst nicht, ich gehöre nicht dazu. Ich möchte die Chance in einem anderen Leben bekommen.
Dahinein legt meine Seele Hoffnung. Drehe mich im Kreis. Ohnmächtige Wutattacken. Komme nicht heraus, wenn ich um mich schlage sind das Hilfeschreie. Aber wie nimmt man tobende achthundert Kilo in den Arm? Ich weiß es wohl.
Nehmt mich beim Abschied in den Arm, vielleicht kann ich dann, endlich, die Liebe annehmen, die ihr mir gebt.
Ich möchte mich bedanken, für alles, was ihr getan habt. Eure Liebe kam soweit vor, wie es nichts anderes hätte schaffen können. Schwarze Haut ums Herz. Ich wusste es da schon (der Tag, den du mir beschrieben hast, als er wie ein begossener Pudel da stand) Es ist akzeptabel. 

Ich möchte, dass der Fahrer mir verzeiht. Dann kann ich gehen. Es ist mein Schicksal. Grämt euch nicht. 

Manche Bäume fällt der Mensch.

Ich habe hier noch eine gute Zeit erleben dürfen. Viel mehr, als ich mir damals hätte erträumen lassen. Ich habe Liebe kennen gelernt, wenn ich sie auch nicht so zurückgeben konnte. Ich werde es auf andere Art tun, später. Es tut mir leid, wenn ich euch viel aufgebürdet habe. Aber es wird sich ausgleichen, das verspreche ich. Ich bin nicht so kerngesund, wie ich aussehe. Das werdet ihr schon sehen, wenn ihr mich aufschneidet… Bitte, es ist gut so. Ich werde ruhiger, ich spüre es. Ich werde mich führen lassen. Ich habe Angst. Aber ich werde versuchen, mich zu beherrschen. Bitte seid bei mir.“

(Karin Kommentar: es fällt ihm unglaublich schwer, um etwas zu bitten, da ist so viel Trotz und Angst und Wut und Selbsthass …
Er ist ein unglaublich sensibles, kluges Pferd mit wahnsinnigen Tobsuchtsanfällen… Kamikaze irgendwie…
Er hat jede Menge Schuldgefühle, er möchte die Liebe so gern annehmen, die er bekommt, aber irgendwann kippt es, und kehrt sich ins Gegenteil um, dann schlägt er einfach blind um sich und hasst sich dafür wiederum selbst.
Es ist ein absoluter Teufelskreis)

Karlchen wurde an einem sonnigen Dienstag Abend um halb acht eingeschläfert. Viele Telepathen haben ihn an diesem Tag begleitet.

Um ihm Mut zu machen oder uns zu schützen.

Nachmittags um vier rief eine Freundin an, und fragte, was Karlchen gerade macht. Ich wusste es nicht, ich hatte mich zuhause zurückgezogen.

Ich fuhr sofort los, sie erzählte mir folgendes:
Er habe ihr gesagt, er könne nun nicht mit ihr reden, er wolle nun einmal noch die Kraft dieses herrlichen Körpers spüren.
Kurz danach rief Karin an – er habe ihr gesagt, er wäre nun bereit, und er wäre vor sich selbst nun sicher. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben.

Ich erreichte seine Weide und sah, dass er die gesamte Grünflache „umgepflügt“ hatte. Er muss wie irre getobt haben, was mir dann andere Augenzeugen berichteten. Letztendlich hatte er eine Wiese in eine schwarze Wüste verwandelt und war auf dem unebenen Boden wegegerutscht. Er stand nun auf drei Beinen

Er konnte zwar kaum noch gehen, aber er wirkte ruhig und zufrieden.

Keine Anzeichen von Schmerz oder Angst.

So humpelte er zum Stall und starb ruhig.

Er fiel schnell, er starb und ging. Eine große Pferdepersönlichkeit.

Eine Freundin sagt, wir sollen uns die Bilder der Verstorbenen erst ansehen, wenn wir dabei lächeln. Solange das nicht geht, sollen wir sie loslassen.

Bei keinem Pferd hat dieser Prozess so lange gedauert wie bei Karlchen und mir. Es war mir peinlich ein Mensch zu sein. Heute denke ich, wenn er loslassen konnte, dann kann ich es auch, ich kenne ja sein Leid nur aus Erzählungen, er musste es erleben.

So bleiben für mich meine Gefühle, es ist leichter ein geliebtes Pferd gehen zu lassen, mit dem man sich verbunden fühlt und das auf ein gutes Pferdeleben zurückschauen kann.

Ich bin gerne bei Facebook, eines Morgens zwei Wochen nach dem Tod meines geliebten alten Herberts fand ich diese Geschichte.

Ein Brief an Gott: Eingesandt einer Mutter in der Nähe von Huston / USA

Letzen Monat ist unsere 14 Jahre alte Hündin, Abbey, gestorben. Am Tag nach ihrem Tod weinte meine 4 Jahre alte Tochter Meredith und sprach davon, wie sehr sie Abbey vermisste… Sie fragte, ob wir Gott einen Brief schreiben könnten, damit Gott Abbey erkennen könne, wenn sie in den Himmel käme. Ich sagte, dass wir das könnten, und so diktierte sie mir diese Worte:

„Lieber Gott, Kannst Du bitte auf meine Hündin aufpassen? Sie ist gestern gestorben und ist bei Dir im Himmel. Ich vermisse sie sehr. Ich freue mich, dass ich sie als meine Hündin haben durfte, auch wenn sie krank geworden ist.
Ich hoffe, dass Du mit ihr spielen wirst… Sie mag es, mit Bällen zu spielen und zu schwimmen. Ich sende Dir ein Photo von ihr, damit Du, sobald Du sie siehst, weisst, dass sie meine Hündin ist. Ich vermisse sie wirklich.
In Liebe, Meredith“

Wir packten den Brief mit einem Photo von Abbey in einen Umschlag und adressierten ihn an Gott / Himmel. Wir schrieben unsere Absenderadresse darauf. Dann klebte Meredith mehrere Briefmarken auf die Vorderseite des Umschlages, denn sie sagte, dass es für den Weg in den Himmel viele Briefmarken brauche. Diesen Nachmittag warfen wir den Brief in den Briefkasten bei der Post. Ein paar Tage später fragte sie mich, ob Gott wohl den Brief erhalten hätte. Ich sagte ihr, dass ich dachte, er hätte.

Gestern lag ein Päckchen in goldenem Papier auf unserer Veranda, adressiert an “Für Meredith” in einer unbekannten Schrift… Meredith hat es geöffnet. Darin verpackt war ein Buch von Mr Rogers, das hiess: “Wenn ein Haustier stirbt..”. An der Innenseite der Buchhülle klebte der Brief, den wir Gott geschrieben hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite war das Bild mit Abbey und Meredith und diese Notiz:

Liebe Meredith,
Abbey ist sicher im Himmel angekommen. Das Photo hat geholfen. Ich habe sie sofort erkannt. Abbey ist nicht mehr krank. Ihre Seele ist bei mir genau so, wie sie in Deinem Herzen bleibt. Abbey hat es geliebt, Dein Hund zu sein. Weil wir unsere Körper im Himmel nicht brauche, habe ich keine Taschen, um Dein Bild darin zu verwahren, darum sende ich es Dir in diesem kleinen Buch zurück, das Du behalten kannst und womit Du dich an Abbey erinnern kannst.

Vielen Dank für den wunderbaren Brief und danke an Deine Mutter, die Dir geholfen hat, ihn zu schreiben und ihn mir zu schicken. Was für eine wundervolle Mutter Du hast. Ich habe sie extra für Dich ausgesucht. Ich sende Dir jeden Tag meinen Segen und denk daran, dass ich Dich sehr liebe. Übrigens, Du findest mich ganz einfach, ich bin überall, wo Liebe ist.

In Liebe, Gott

Der Postbeamte wurde nie gefunden…       Text: Unbekannter Autor

und ich ergänzte:

„Lieber Gott, ich weiß, dass es reicht, Dir in Gedanken das Bild meines Herbert zu schicken, bitte pass gut auf seine gutmütige und freundliche Seele auf.“

Beruhigt kann ich wieder arbeiten gehen.

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