Meine Pferde Felix und Rudolph

Felix und Rudi zu Weihnachten

Ich habe trotz der Entfernung während meiner Tätigkeit als Reitausbilderin und der Tatsache, dass ich sie als Lehrpferde zur Verfügung stelle, ein inniges Verhältnis zu jedem meiner Pferde.
So entschloss ich mich 2015/16, meine Pferde in den Süden Deutschlands umziehen zu lassen.

Seit 2008 gebe ich viel Unterricht vorwiegend in Franken, Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Österreich und der Schweiz. Dadurch fahre ich häufig auf der A 7. Ich habe meine Wallache, der Haflinger Rudi und der Schwarzwälder Felix, bei Karin Schweder in Oberdassen bei Künzell untergebracht.
Ich biete dort regelmäßig Reitstunden und Lehrgänge an. Die Termine finden Sie unter „Termine„.

Dort ist es möglich, sowohl auf diesen gut ausgebildeten Lehrpferden Unterricht bei Karin Schweder zu nehmen. Ich empfehle einen Ausritt durch die wunderschöne Rhön zu machen. Die Landschaft ist traumhaft.

Rudolph - Rudi - der Stolzmacher

Rudi ist Haflingerwallach, geboren wurde er wohl 1993, er hat nämlich einen Nummernbrand.

Ende der 90iger Jahre stand auf unserer Anlage ein Haflinger als Einstallpferd. Er wurde mit (nach meiner Meinung) unpassendem Sattel, mit kurzem Zügel auf Westernkandare von einer recht schweren Frau geritten. Sie wechselte wiederholt ihre Pferde bei einem benachbartem Pferdehändler, so auch Rudi, der ihren Ansprüche nicht gut genug war.

Dieser Wallach ließ sich nicht oder nur schwerlich auftrensen, war im Gelände recht rasant und aufgrund seiner unzulänglichen Ausbildung in Sachen Balance sehr schnell.

Beim Longieren zeigte er große Probleme, besonders auf der rechten Hand. Rudi ruhte in keinster Weise in sich selbst, er beantwortete seine Angst mit Kampf und Flucht.

Im März 2000 war auch dieses Pferd ihr nicht mehr gut genug. Da er in einer Zeitungsanzeige angeboten wurde, bat ich um einen Proberitt. Ich wähle meine Pferde sehr intuitiv auf, so ignorierte ich die fehlende Mobilität und Flexibilität, die Dysbalancen und unzureichende Ausbildung, ich war sofort verliebt.

Doch wir konnten uns nicht einigen, er verließ den Hof. Einige Tage später rief mich der Pferdehändler an, so konnte ich Rudi einige Tage später doch noch kaufen. 

Nach dem üblichen Stallritual, bei neuen Pferden einen passenden Namen zu finden, nannten wir ihn Rudolph – Rudi.

Meine Kolleginnen und Freundinnen hielten mich für verrückt, tagelang hörte ich mir an, dass diese Art ein Pferd „zu erwerben“ wahrlich unüberlegt und auch gefährlich sei. Ausgeschlossen, dass er jemals im Schulbetrieb Geld verdienen würde.

 ….  aber er hatte was … ich mochte ihn so sehr.

Nach nicht mal einem Jahr wurde Rudi eines der stärksten Schulpferde, die wir im Reitzentrum haben. Er ist prädestiniert, Späteinsteigerinnen die Freuden des Reitens zu vermitteln.

Er hat drei Kolleginnen durch Trainer C Prüfungen getragen (bei Johannes Beck-Broichsitter und in Vechta bei Jochen Keuter), er springt höher als er selbst ist, er springt Gekändehindernisse mit großem Elan und beherrscht sicher alle Seitengänge, Außengalopp und erlernt spielend eine Lektion nach der anderen. Er geht auf Trense und Kandare.

Das schönste am ihm ist sein unbändiger Stolz. Ich habe ihn einige Male mit auf Fortbildungen genommen, unglaublich –  wie gut Rudi sein kann, wenn andere Menschen zusehen 🙂 !!

Einige andere Trainer haben ihn schon mal kurz geritten –  mit dem Ergebnis: „Wow, selten ein so sensibles, korrektes und engagiertes (Schul-!)Pferd geritten!“

Was habe ich getan? 

In den ersten Monaten brauchte Rudi viel Zeit, Geduld und Abwechselung.

In den Schulbetrieb konnte er erst nach Monaten eingegliedert werden, dann allerdings gleich in der Rudi-Manier – gut.

Seine total entzündeten Ohren sind schon zwei Tage nach dem Kauf behandelt worden, der grüne Eiter musste unter Teilnarkose entfernt werden, er musste echt Schmerzen gehabt haben. Die Ohren wurden gesund und wir haben viele Jahre seine Trense am Backenstück geöffnet, um ihm das Vertrauen in das Auftrensen zurückzugeben. Heute lässt er sich von ihm vertrauten Personen gut auftrensen, alle anderen achten seine Sorgen und öffnen die Trense.

Er trägt einen für ihn angepassten Sattel „Cobra“. Wow, der Sattel dreimal so teuer wie das Pferd, aber was ist wertvoll – es ist wichtig, dass ein Pferd, das viel arbeitet, einen wirklich passenden Sattel trägt. Wichtig war uns, dass dieser Sattel sehr vielseitig ist, Rudi hat zwischenzeitlich bis 10 Reiter pro Woche getragen, die haben natürlich unterschiedlichen Körperbau. Heute ist Rudi mehr mein Pferd, er wird nur noch von „handverlesenen“ Reitern genutzt. Er mag sie, was er deutlich zeigt.

Longiert wird er auf Kappzaum. Wir akzeptieren, dass er niemanden auf sich turnen lässt. 🙂

Er war in den ersten Jahren mehrfach bei der Osteopathin Sabine Grewe und dem Chiropraktiker Dr. Donald Moffat, später bei Dr. Mareike Bollhorn und Karin Kattwinkel. Nach schier unendlicher Geduld (4 Jahre! ) galoppierte er nach einigen Jahren sicher auf beiden Händen.

Eine schwerwiegende Blockade am Widerrist, also zwischen den Schulterblätter hatte jahrelang den Rechtsgalopp verhindert.

… ich habe immer an ihn geglaubt. 

Als Philippe Karl Rudi das erste Mal sah, fragte er: „Why did you buy this horse?“ Ich antwortete: „Philippe, there is something special in him!“

Monsieur Karl drehte den Kopf: Hmmm, I can´t see this, but I really hope it for you!“

Auch heute noch, ist er mit seinen 30 (+) Jahren ein außergewöhnlich vielseitiges Schul- und Lehrpferd.
Zitat aus der Telepathie: „Dass Menschen immer über das Alter reden müssen!“
Er ist jung und nach wie vor einfallsreich in seinem tun. 2017 begleitete er mich und mein Team noch auf die Equitana.

Felix

Solange unser Reitverein in Fintel existiert, träumten wir von einem Schwarzwälder Kaltblut. Wir dachten jedoch über Jahre, dass wir uns ein solches Pferd nie leisten können.

Aber es kam ganz anders.

Unser Leo war schon an die 30 Jahre alt, er war bereits in Rente und wir suchten einen neuen Kaltblüter für Therapie und Voltigieren.

Und dann kam er zu uns – mit anrührender Geschichte. Unser eigener Schwarzwälder. Felix – und er ist in vieler Hinsicht was GANZ Besonderes.

Dieser Wallach ist der Vollbruder des Prämienhengstes Federweißer, der ein Jahr jünger als Felix ist.        

Über diesen Hengst wird in Zeitungen nur Gutes berichtet:          

„Mit großem Engagement verfolgt das Gestüt Marbach auch die Schwarzwälder Kaltblutzucht. Der Hengst „Federweißer“ von „Feldsee“ aus der Staatsprämienstute „Ramona“ von „Retter“ wurde wie schon im vergangenen Jahr wieder in Biberach aufgestellt. „Federweißer“ vererbt sich eindrucksvoll und stellte mit seinen ersten Fohlenjahrgängen sowohl im Jahr 2006 als auch 2007 den Körungssieger.“

In den ersten Novembertagen 2005 rief uns eine Bekannte an, etwas aufgeregt, ein Mann wollte einen 4 jährigen Schwarzwälder schlachten lassen, ihn erlösen, weil er den Problemen mit dem Sonnenbrand auf seinem Nasenrücken nicht mehr Herr werden kann. Medizinisch habe er von Fohlen an alles getan, aber ohne Erfolg. Er würde ihn am Leben lassen , wenn jemand diese aufwendige Pflege übernehmen würde.

Wir hatten 2005 gerade mal wieder ein Märchen in Fintel aufgeführt und hatten etwas Geld auf dem Konto, wir haben gar nicht lange nachgedacht:  DAS war unsere Chance, den Traum vom Schwarzwälder zu erfüllen.

 

Anfangs verurteilten wir den Vorbesitzer, der aufgegeben hatte.

Nach einigen Telefonaten allerdings revidierten wir unsere Meinung total. Er hatte Felix als Absetzer gekauft, hatte zunächst gedacht, das Fohlen habe Milchschorf.

Das heilte aber nicht ab, was in den nächsten 4 Jahren folgte waren zahllose Versuche, die Haut auf der Nase zu heilen, doch alles schlug fehl, Schleckers Sonnenmilch bis Cortisonspritzen – nix half, dann bekam Felix in seinem 5 Lebenssommer auch noch Ekzem, er fing an, sich die Mähne abzuscheuern.    

Er hatte tiefgreifende Hautverletzungen, hatte mittlerweile selbst die Pigmente neben seiner Blesse verloren, die Nase war ganzjährig blanke Haut, trocken, schuppig und über die Weidesaison total verbrannt, das Pferd litt, wollte sich schon gar mehr eincremen lassen, steckte die Nase komplett in Wassereimer und scheuerte sich auf dem Sandboden.

Seine Not war groß.

Die Entscheidung des Besitzers, Felix zu erlösen erschien als einzige Lösung…

Wir bekamen den damals 4,5 jährigen Wallach roh, er war schon einmal vierspännig gefahren worden, kannte jedoch sonst nichts.

Er hat ein sonniges Gemüt, war gutmütig und neugierig. Auch wir probierten zunächst viel verschiedene Cremes und Waschungen aus, durch das gleichzeitige Ekzem konnten wir uns ja auch kein klares Bild machen.

Das Ekzem verschwand über Winter, die Nase regenerierte. Im Winter gings besser, im Sommer wurden die Probleme doller, eine Art Sonnenbrand war zu beobachten, so dass wir schon im ersten Sommer begannen, Felix in den heißen Sonnentagen in den Stall zu stellen.

Nach ein/zwei Jahren hatten wir das große Glück, dass eine Reitschülerin gerade ihre Abschlussprüfung als Tierheilpraktikerin machte und bat, Felix als Fallbeispiel zu nehmen.

Mit Hilfe Ihrer Ausbilder wurde die bei Pferden sehr seltene Krankheit namens Trifoliose festgestellt.

Das ist eine Kleeallergie, die bei Pferden an den weißen Flächen am Kopf sichtbar wird. Ein weiteres Symptom ist eine erhöhte Photo- und Lichtsensibilität. Manche sind Headshaker, manche neigen zu Hufrehe oder zu Koliken, bei manchen kommt es zu Veränderungen im zentralen Nervensystem.

Kurz gesagt, die Tiere bekommen leicht ganz ganz dollen Sonnenbrand. Menschliche Sonnencreme trocknet die Haut viel zu sehr aus, es gibt keine Medizin, weil es viel zu wenig betroffene Pferde gibt. Juckreiz und Schmerz sind besonders im Sommer unerträglich, also muss das Pferd entweder aus dem Gras oder aus der Sonne.

Da die Haut an Felix Nase jedoch schon irreparabel kaputt war, haben wir uns entschieden, ihn im Sommer tagsüber im Stall zu behalten. Nachts steht er mit der Herde im Gras. Das genießt er, er ist echt lichtempfindlich. Auffallend ist, dass er sich in die Ecken dreht, sich also nicht nur der Sonne, sondern auch dem Licht entzieht. 

Nach diversen Fehlversuchen mit verschiedenen Cremes wollte es ein Zufall, das wir auf die Lippencreme von Dr. Pfleger stießen. Mit dieser auch für Menschen guten Creme ging es der Nase deutlich besser. Nachdem wir vor dieser Creme Tag für Tag Felix festhalten mussten, um ihm die kaputte Nase einzucremen, kann er es mit dieser Salbe gut aushalten. In den ersten Tagen haben wir ihn geführt, damit die Creme einziehen kann: Juckreiz, Schmerz oder Unwohlsein haben ihn echt leiden lassen. Er steckt beispielsweise seine ganze Nase bis weit über die Nüstern ins Wasser oder schurt auf dem Boden längs, was die Haut noch mehr belastete.

Unsagbarer Dank gilt der Lippencreme, die wir glücklicherweise kiloweise direkt bei Dr.-Pfleger-Konzern in Bamberg beziehen können.

Seit nunmehr vielen Jahren cremen wir Felix mindestens zweimal täglich ein, die Lichtempfindlichkeit wird größer – während im ersten Jahr er von Mai bis September nur nachts draußen war, beginnen wir mittlerweile schon März/April bis Oktober.

Im Winter trocknet die Haut sehr aus und wird sehr kalt, da cremen wir dicker, wie ein Schutzfilm. Im Sommer cremen wir so oft wie möglich dünn.

In einer Telepathie sagte Felix mal: „Ich bin keine Nase, ich bin eine Hüfte.“ Das hat uns froh gemacht. Er kämpft mehr mit seiner steilen Hinterhand und seiner Hüftbewegungen als mit den Folgen der Trifoliose.

Felix ist ein Ausnahmepferd. Er leistet hervorragende Arbeit in der Therapie mit schwerstbehinderten Menschen, er ist mit Knotenhalfter, Hackamore oder auf blanker Trense von groß und klein reitbar.

Seine Paradegangart ist der Trab, er zeigt erste halbe Tritte, er liebt alle Seitengänge, Schulterherein und Travers.

Sein Galopp ist etwas schwerfällig, er isst einfach zu gerne….

Wir sind sehr froh ihn zu haben.

Eine nette Geschichte zum Schmunzeln:

Sibylle steht mit Kindern im Stall. Eins schimpft über den Vorbesitzer von Felix, der so ein tolles Pferd hat töten lassen wollen. Sibylle entgegnet, dass wir das akzeptieren müssen, er konnte ihm einfach nicht helfen und nun sei Schluss, wir wollen mit positiver Energie und mit Dankbarkeit diese Nase behandeln, weil sie es uns ja ermöglicht hat, so ein tolles Pferd anschaffen zu können. Sprach sie und küsste Felix Nase.

Zwei Minuten später kommt die 8jährige zu ihr: „Sibylle – ich hab es nicht verstanden, soll ich nun erst küssen oder erst eincremen?“

 Wir tun beides. 

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