Felix

              

Solange unser Reitverein in Fintel existiert, träumten wir von einem Schwarzwälder Kaltblut.

             


                              

Wir dachten jedoch über Jahre, dass wir uns ein solches PFerd nie leisten können.

Aber es kam ganz anders.

Unser Leo war schon an die 30 Jahre alt, er war bereits in Rente und wir suchten einen neuen Kaltblüter für Therpie und Voltigieren.

      

Und dann kam er zu uns - mit anrührender Geschichte.

Unser eigener Schwarzwälder.

Felix - und er ist in vieler Hinsicht was GANZ Besonderes.

   

 Felix (re.) mit seinem Bruder Ferdinand

                                

Dieser Wallach ist der Vollbruder des Prämienhengstes Federweißer, der ein Jahr jünger als Felix ist.

                             

Über diesen Hengst wird in Zeitungen nur Gutes berichtet:

                              

"Mit großem Engagement verfolgt das Gestüt Marbach auch die Schwarzwälder Kaltblutzucht. Der Hengst "Federweißer" von "Feldsee" aus der Staatsprämienstute "Ramona" von "Retter" wurde wie schon im vergangenen Jahr wieder in Biberach aufgestellt. "Federweißer" vererbt sich eindrucksvoll und stellte mit seinen ersten Fohlenjahrgängen sowohl im Jahr 2006 als auch 2007 den Körungssieger."

                            

vgl. http://www.reitwelten.de/2007/11/13/hlg-marbach-kaltblutkoerung-siegerhengst-felsberg-und-praemienhengst-feldbach

                           

Felix am 07. November 2005 - sein erster Tag in Fintel

(beachtet bitte ein bisschen seine Nase)

                    

In den ersten Novembertagen 2005 rief uns eine Bekannte an, etwas aufgregt, ein Mann wollte einen 4 jährigen Schwarzwälder schlachten lassen, ihn erlösen, weil er den Problemen mit dem Sonnenbrandauf seinem Nasenrücken nicht mehr Herr werden kann. Medizinisch habe er von Fohlen an alles getan, aber ohne Erfolg. Er würde ihn am Leben lassen , wenn jemand diese aufwendige Pflege übernehmen würde.

                      

Wir hatten 2005 gerade mal wieder ein Märchen in Fintel aufgeführt und hatten etwas Geld auf dem Konto, wir haben gar nicht lange nachgedacht:  DAS war unsere Chance, den Traum vom Schwarzwälder zu erfüllen.

               

Anfangs verurteilten wir den Vorbesitzer, der aufgegeben hatte.

Nach einigen Telefonaten allerdings revidierten wir unsere Meinung total. Er hatte Felix als Absetzer gekauft, hatte zunächst gedacht, das Fohlen habe Milchschorf.

Das heilte aber nicht ab, was in den nächsten 4 Jahren folgte waren zahllose Versuche, die Haut auf der Nase zu heilen, doch alles schlug fehl, Schleckers Sonnenmilch bis Cortisonspritzen - nix half, dann bekam Felix in seinem 5 Lebenssommer auch noch Ekzem, er fing an, sich die Mähne abzuscheuern.

                              

Er hatte tiefgreifende Hautverletzungen, hatte mittlerweile selbst die Pigmente neben seiner Blesse verloren, die Nase war ganzjährig blanke Haut, trocken, schuppig und über die Weidesaison total verbrannt, das Pferd litt, wollte sich schon gar mehr eincremen lassen, steckte die Nase komplett in Wassereimer und scheuerte sich auf dem Sandboden.

Seine Not war groß.

Die Entscheidung des Besitzers, Felix zu erlösen erschien als einzige Lösung...

                   

Wir bekamen den damals 4,5jährigen Wallach roh, er war schon einmal vierspännig gefahren worden, kannte jedoch sonst nichts.

Er hat ein sonniges Gemüt, war gutmütig und neugierig. Auch wir probierten zunächst viel verschiedene Cremes und Waschungen aus, durch das gleichzeitige Ekzem konnten wir uns ja auch kein klares Bild machen.

              

Das Ekzem verschwand über Winter, die Nase regenerierte. Im Winter gings besser, im Sommer wurden die Probleme doller, eine Art Sonnenbrand war zu beobachten, so dass wir schon im ersten Sommer begannen, Felix in den heißen Sonnentagen in den Stall zu stellen.

          

Nach ein/zwei Jahren hatten wir das große Glück, dass eine Reitschülerin gerade ihre Abschlussprüfung als Tierheilpraktikerin machte und bat, Felix als Fallbeispiel zu nehmen.

Mit Hilfe Ihrer Ausbilder wurde die bei Pferden sehr seltene Krankheit namens Trifoliose festgestellt.

Das ist eine Kleeallergie, die bei Pferden an den weißen Flächen am Kopf sichtbar wird. Ein weiteres Symptom ist eine erhöhte Photo- und Lichtsensibilität. Manche sind Headshaker, manche neigen zu Hufrehe oder zu Koliken, bei manchen kommt es zu Veränderungen im zentralen Nervensystem.

                        

Kurz gesagt, die Tiere bekommen leicht ganz ganz dollen Sonnenbrand. Menschliche Sonnencreme trocknet die Haut viel zu sehr aus, es gibt keine Medizin, weil es viel zu wenig betroffene Pferde gibt. Juckreiz und Schmerz sind besonders im Sommer unerträglich, also muss das Pferd entweder aus dem Gras oder aus der Sonne.

                       

Da die Haut an Felix Nase jedoch schon irreparabel kaputt war, haben wir uns entschieden, ihn im Sommer tagsüber im Stall zu behalten. Nachts steht er mit der Herde im Gras. Das genießt er, er ist echt lichtempfindlich. Auffallend ist, dass er sich in die Ecken dreht, sich also nicht nur der Sonne, sondern auch dem Licht entzieht. 

                        

Nach diversen Fehlversuchen mit verschiedenen Cremes wollte es ein Zufall, das wir auf die Lippencreme von Dr. Pfleger stießen. Mit dieser auch für Menschen guten Creme ging es der Nase deutlich besser. Nachdem wir vor dieser Creme Tag für Tag Felix festhalten mussten, um ihm die kaputte Nase einzucremen, kann er es mit dieser Salbe gut aushalten. In den ersten Tagen haben wir ihn geführt, damit die Creme einziehen kann: Juckreiz, Schmerz oder Unwohlsein haben ihn echt leiden lassen. Er steckt beispielsweise seine ganze Nase bis weit über die Nüstern ins Wasser oder schurt auf dem Boden längs, was die Haut noch mehr belastete.

                    

Unsagbarer Dank gilt der Lippencreme, die wir glücklicherweise kiloweise direkt bei Dr.-Pfleger-Konzern in Bamberg beziehen können.

Seit nunmehr vielen Jahren cremen wir Felix mindestens zweimal täglich ein, die Lichtempfindlichkeit wird größer - während im ersten Jahr er von Mai bis September nur nachts draußen war, beginnen wir mittlerweile schon März/April bis Oktober.

Im Winter trocknet die Haut sehr aus und wird sehr kalt, da cremen wir dicker, wie ein Schutzfilm. Im Sommer cremen wir so oft wie möglich dünn.

                  

In einer Telepathie sagte Felix mal: "Ich bin keine Nase, ich bin eine Hüfte." Das hat uns froh gemacht. Er kämpft mehr mit seiner steilen Hinterhand und seiner Hüftbewegungen als mit den Folgen der Trifoliose.

                  

                     

Weihnachten 2006 die Pigmente sind wieder da??? oder sichtbar ???

und ein bisschen Winterfell rund um die Nase - welch eine Freude, doch noch ist die Haut rissig und jeder nicht behandelte Tag endet mit Rissen und offenen Stellen.

             

   

Im Okt 09 - die Haut ist weich und geschmeidig. Die dunkle Haut ist behaart und im Gegenlicht sieht man die dünne Behaarung auf dem weißen Nasenrücken.

   

 

     

Das ist jetzt der Alltag, während wir lange hofften, das Fell würde wieder wachsen, haben sich nun alle mit diesem zustand arrangiert.

                  

Seit 2008 benutzen wir zur Behandlung seiner Nase eine qualitativ hochwertige Lippencreme, die Sibylle Wiemer bei ihren Besuchen in Bamberg kennen gelernt hat.

                                

"Lippenbalsam Sonne" von Dr. Pfleger in Bamberg, Apothekers Balsam mit lauter guten Zutaten wie Ecchinacea, Hamamelis, Kamille, Arnika u.a. hat ein kleines Wunder bewirkt. Bis auf eine Handteller große weiße Fläche auf der Nase, die nun sehr geschmeidig und weich ist, sind alle Pigmente und manche Haare !!!  wieder da. Felix geht es gut. Jedoch steht er trotz Lichtschutzfaktor 16 im Sommer tagsüber im Stall

                 

Gut erkennbar - im Weihnachtsmärchen - Ein Männlein steht im Walde  - 2008

    

oder als Drache - Tag des Pferdes Kiekeberg in RosengartenEhestorf 2009

         

Felix ist ein Ausnahmepferd. Er leistet hervorragende Arbeit in der Therapie mit schwerstbehinderten Menschen, er ist mit Knotenhalfter, Hackamore oder auf blanker Trense von groß und klein reitbar.

Seine Paradegangart ist der Trab, er zeigt erste halbe Tritte, er liebt alle Seitengänge, Schulterherein und Travers.

Sein Galopp ist etwas schwerfällig, er isst einfach zu gerne....

               


Im Galopp hólt ihn sein leicht überbauter Körper wieder ein :-)

            

Wir sind sehr froh ihn zu haben.

          

Eine nette Geschichte zum Schmunzeln.

                  

Sibylle Wiemer steht mit Kindern im Stall. Eins schimpft über den Vorbesitzer von Felix, der so ein tolles Pferd hat töten lassen wollen. Sibylle entgegenet, dass wir das akzeptieren müssen, er konnte ihm einfach nicht helfen und nun sei Schluss, wir wollen mit positiver Energie und mit Dankbarkeit diese Nase behandeln, weil sie es uns ja ermöglicht hat, so ein tolles Pferd anschaffen zu können. Sprach sie und küsste Felix Nase.

                 

Zwei Minuten später kommt die 8jährige zu ihr: "Sibylle - ich hab es nicht verstanden, soll ich nun erst küssen oder erst eincremen?"

            

 Wir tun beides.